Erektionsstörung:
was tun bei erektiler Dysfunktion ?

Eine Erektionsstörung, auch erektile Dysfunktion genannt, kann für betroffene Männer als auch in der Partnerschaft eine erhebliche Belastung darstellen. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit solcher Schwierigkeiten. Die Ursachen können physischer Natur, wie bestimmte Krankheiten, oder psychischer Natur, wie Stress und andere seelische Belastungen, sein. Zur Behandlung von Erektionsstörungen bzw. erektiler Dysfunktion stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, darunter  fallen auch sogenannte PDE-5-Hemmer ( Viagra, Cialis und CO, lokal angewendete Hilfsmittel sowie allgemeine Lebensstiländerungen. Diese Ansätze können in vielen Fällen effektiv helfen.

Was sind Erektionsstörungen?

Junge Männer erreichen um das 20. Lebensjahr den Höhepunkt ihrer sexuellen Leistungsfähigkeit. Danach nimmt die Potenz allmählich ab, und viele Männer bemerken um ihren 40. Geburtstag herum erste Veränderungen. Der Penis wird nicht mehr so steif, stärkere sexuelle Stimulation ist notwendig, und die Häufigkeit der Samenergüsse nimmt ab. Diese Veränderungen sind normalerweise nicht krankheitswertig und können auf hormonelle Schwankungen, körperliche Belastung, Stress, Beziehungsprobleme sowie den natürlichen Alterungsprozess zurückzuführen sein.

Erektionsstörungen: Klinische Relevanz nach 6 Monaten

Vorübergehende Erektionsprobleme sind weit verbreitet und betreffen fast jeden Mann irgendwann. Laut der Deutschen Gesellschaft für Urologie werden Erektionsstörungen erst als klinisch relevant eingestuft, wenn über sechs Monate hinweg mindestens 70 Prozent der geplanten Sexualkontakte aufgrund mangelnder oder unzureichender Erektion scheitern. Seit 2010 erfolgt die Diagnose und Behandlung nach den Richtlinien der Europäischen Gesellschaft für Urologie.

Ursachen für Erektionsstörungen

Eine Erektion ist ein komplexer Vorgang, bei dem Nerven, Blutgefäße, Hormone und die Psyche zusammenwirken. Die Ursachen für eine erektile Dysfunktion sind daher vielfältig und oft multifaktoriell. Bei jüngeren Männern dominieren oft psychische Faktoren, während bei älteren Männern körperliche Ursachen häufiger sind. Eine körperliche Ursache kann zudem psychische Probleme nach sich ziehen, wie Versagensängste und vermindertes Selbstwertgefühl.

Körperliche Ursachen

In 70 Prozent der Fälle haben Potenzprobleme oftmals  körperliche Ursachen, nicht selten infolge allgemeiner Erkrankungen oder Anomalien im Genitalbereich. Häufige körperliche Ursachen sind:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck, Herzinfarkt
  • Operationen und Verletzungen im Genital-, Bauch- oder Beckenbereich
  • Nerven- und Gehirnerkrankungen wie Multiple Sklerose, Bandscheibenvorfall, Parkinson, Schlaganfall, Querschnittslähmung
  • Stoffwechsel- und Organerkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen, Niereninsuffizienz, Lebererkrankungen
  • Erkrankungen des Genitalbereichs wie Entzündungen der Prostata, Hoden oder Nebenhoden, Vorhautverengung, Tumore, Penisanomalien

Psychische Ursachen

Körperliche und psychische Faktoren können sich bei einer erektilen Dysfunktion gegenseitig beeinflussen. Bei jüngeren Männern unter 40 Jahren sind oft rein psychische Ursachen verantwortlich. Dazu gehören:

  • Stress im Beruf und Privatleben
  • Partnerschaftskonflikte
  • Angststörungen
  • Depressionen
  • Hoher Leistungsdruck und Versagensängste
  • Persönlichkeitsstörungen (geringes Selbstwertgefühl)

Medikamentöse Ursachen

Auch einzelne Medikamente können Erektionsstörungen mit verursachen. In der Regel normalisiert sich die Erektionsfähigkeit, wenn das betreffende Medikament abgesetzt wird. Medikamente, die Potenzprobleme begünstigen können, umfassen:

  • Herz-Kreislauf-Medikamente wie Beta-Blocker, ACE-Hemmer, Diuretika, Antiarrhythmika, Digoxin
  • Psychopharmaka wie Antidepressiva, Beruhigungsmittel, Neuroleptika, Appetitzügler
  • Hormone, Magen-Darm-Medikamente, Antirheumatika, Parkinsonmedikamente

Weitere Risikofaktoren

Zu den Risikofaktoren für eine erektile Dysfunktion gehören:

  • Höheres Lebensalter
  • Ungesunde Ernährung
  • Übergewicht
  • Alkohol- und Nikotinkonsum
  • Drogenmissbrauch

Anzeichen für Erektionsstörungen

Erektionsstörungen sind deutlich spürbar. Langsam entwickelnde Probleme deuten eher auf körperliche Ursachen hin, während plötzlich auftretende Probleme, die mit bestimmten Situationen oder Lebensereignissen zusammenhängen, eher psychischer Natur sind. Spontane Erektionen im Schlaf sprechen ebenfalls für psychische Ursachen.

Eine erektile Dysfunktion kann sich auf unterschiedliche Weise äußern:

  • Schwache oder kurz andauernde Erektion
  • Keine Erektion
  • Auffälligkeiten beim Orgasmus und Samenerguss
  • Schmerzen und Druckgefühle beim Geschlechtsverkehr

Diagnosestellung

Bei anhaltenden Erektionsstörungen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Der Hausarzt oder ein Urologe sind erste Ansprechpartner. Je nach Ursache können Neurologen, Andrologen, Psychologen oder Sexualtherapeuten einbezogen werden. Die Diagnostik umfasst eine gründliche Krankengeschichte, körperliche Untersuchungen, Messung des Testosteronspiegels und möglicherweise eine Ultraschalluntersuchung zur Überprüfung der Durchblutung des Penis. Weitere Untersuchungen können neurologische Tests oder Schlaflaboranalysen umfassen.

Behandlung von Erektionsstörungen

Die schulmedizinische Behandlung konzentriert sich hauptsächlich auf die sogenannten PDE-5-Hemmer, daneben stehen auch pflanzliche Präparate, Injektionen und mechanische Hilfsmittel zur Verfügung. Psychotherapie und Sexualberatung können zudem unterstützend wirken. Zunächst sollten jedoch zugrunde liegende Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder psychische Störungen erkannt und behandelt werden. Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung, ausgewogener Ernährung, Alkohol- und Nikotinverzicht sowie Gewichtsmanagement ist ebenfalls zur Verbesserung der Erektionsfähigkeit wichtig.

Behandlung mit PDE-5-Hemmern

PDE-5-Hemmer unterstützen die Entspannung der Muskulatur im Schwellkörper, fördern die Durchblutung und verhindern ein vorzeitiges Abfließen des Blutes. Sie wirken jedoch nur bei sexueller Stimulation und sind verschreibungspflichtig. Die Wirkung beginnt je nach Wirkstoff 30 bis 60 Minuten nach der Einnahme und hält vier bis 36 Stunden an.

Psychotherapie

Bei psychisch bedingten Erektionsstörungen kann eine psychotherapeutische Behandlung erforderlich sein. Auch bei organisch bedingten Störungen kann sie ergänzend sinnvoll sein.

Hormontherapie

Bei nachgewiesenem Testosteronmangel kann eine Hormontherapie durch Injektionen, Gels, Pflaster oder Tabletten hilfreich sein. Oft zeigen PDE-5-Hemmer bessere Ergebnisse in Kombination mit einer Hormontherapie.

 

L-Arginin

L-Arginin ist eine proteinogene Aminosäure, die im menschlichen Körper vorkommt und eine wichtige Rolle im genetischen Code spielt. Diese Aminosäure findet sich in Lebensmitteln wie Vollkornprodukten, Pinienkernen, rohem Lachs und anderen Nahrungsmitteln. L-Arginin ist die einzige Quelle für Stickstoffmonoxid (NO) im Körper, welches für die Erweiterung der Blutgefäße notwendig ist. Bei sexueller Erregung wird NO vermehrt freigesetzt, was die Produktion des neuronalen Botenstoffs cGMP (Cyclisches Guanosinmonophosphat) fördert. Dieser Botenstoff unterstützt nutritiv die Entspannung der glatten Muskulatur und den Blutfluss in die Schwellkörper.

 

Folgen bei Nichtbehandlung

Eine erektile Dysfunktion sollte behandelt werden, insbesondere wenn Sie oder Ihr Partner darunter leiden. Ein Arztbesuch ist grundsätzlich ratsam, um mögliche zugrunde liegende Allgemeinerkrankungen auszuschließen, die Potenzprobleme verursachen könnten. Zudem kann ärztliche Hilfe dazu beitragen, einen psychologischen „Teufelskreis“ zu verhindern, der durch Versagensängste entstehen und die Erektionsstörungen verschlimmern könnte.

Erektionsstörungen vorbeugen

Zur Vorbeugung von Erektionsstörungen sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Gesunde Lebensweise: Sorgen Sie für ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung reich an Vitaminen und Mineralstoffen und regelmäßige körperliche Aktivität.
  • Verzicht auf Genussmittel: Reduzieren Sie den übermäßigen Konsum von Alkohol und Nikotin.
  • Gewichtskontrolle: Vermeiden Sie Übergewicht und streben Sie ein gesundes Körpergewicht an.
  • Beckenbodentraining: Ein gut trainierter Beckenboden ist wichtig für eine zufriedenstellende Erektion. Üben Sie regelmäßig Beckenbodentraining.
  • Vorsorgeuntersuchungen: Lassen Sie regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchführen, um potenzielle Krankheiten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
  • Psychische Gesundheit: Holen Sie bei psychischen Problemen sofort ärztlichen Rat ein.
  • Umfassende Untersuchungen: Lassen Sie bei auftretenden Erektionsstörungen umfassende Untersuchungen durchführen, um die Ursachen zu klären.
  • Verletzungen ausheilen: Lassen Sie Verletzungen vollständig ausheilen, bevor Sie wieder sexuelle Aktivitäten aufnehmen.

Ein zeitnaher Arztbesuch ist entscheidend für den Behandlungserfolg bei Erektionsstörungen. Je früher die Ursache diagnostiziert und eine Therapie eingeleitet wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Quellen

  1. Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Libido- und Erektionsstörungen, Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Urologie, Springer-Verlag 2001
  2. Leitlinien Erektile Dysfunktion Update 2010
  3. NCBI PubMed

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